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Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt

„Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.

Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht durch Angst, Not und Gefahr,
Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg, so fährt es Jahr um Jahr.
Und immer wieder fragt man sich: Wird denn das Schiff bestehn?
Erreicht es wohl das große Ziel? Wird es nicht untergehn?
Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr, denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr!“

Martin Gotthard Schneider, 1963

 

Liebe Leserinnen und Leser,

Ziemlich martialisch klingt dieser Kirchensong aus den 1960er Jahren. Doch mir gefällt dieses Bild: die christliche Gemeinde als Schiff im Meer der Zeit. Das passt zu den Jüngern Jesu, von denen einige ja Fischer waren, raue Burschen, die mit ihren Booten auf dem See Genezareth zuhause waren und fast zwangsläufig auch mal in Seenot gerieten. Während die Wellen übers Deck schlugen, so erzählt die Bibel, schlief Jesus und musste geweckt werden: „Herr, kümmert es dich nicht, dass wir untergehen?“
Auch heute kommt es mir manchmal so vor, als würde Jesus schlafen, während wir gegen Sturm und Wellen kämpfen und uns vor dem Untergang unseres „Kirchenschiffes“ fürchten. Wir müssten ihn wachrütteln, denke ich dann: „Herr, kümmert es dich nicht, dass wir untergehen?“
Die Alternative zur Fahrt auf gefährlichen Wassern wäre es, gar nicht erst hinauszufahren. Lieber gleich im Hafen bleiben. Aus dem Rettungsboot, das wir mal waren, würden wir zum Beispiel eine gemütliche Hafengaststätte machen: Seefahrerambiente, alles schön mit Schiffsutensilien dekoriert, aber in Wirklichkeit fest an der Mole vertäut, im Hafen verankert, längst nicht mehr hochseetauglich… – ein Zerrbild von Kirche.
„Aufbrechen!“ heißt kurz und knackig das Thema der Norddeutschen Jährlichen Konferenz 2017. Sie findet passenderweise in Bremerhaven statt, einer Seefahrerstadt, die vor 150 Jahren als Europas größter Auswandererhafen berühmt wurde. Von hier brachen Hunderttausende Menschen auf, um der Unfreiheit und Armut zu entfliehen und am andern Ende der Welt ihr Glück zu suchen.
Ich hoffe und bete, dass die Konferenz in Bremerhaven uns Mut macht zum Aufbrechen. Dass wir die Angst vor den hohen Wellen und dem Gegenwind verlieren, weil wir wissen: Jesus ist an Bord.
„Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich und es entstand eine große Stille.

Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Markus 4,39-40)

In diesem Sinne: Ahoi!

Thomas Steinbacher

L BEin Schiff, das sich Gemeinde nennt