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Danke, Biene!

Im Sommerurlaub habe ich „Die Geschichte der Bienen“ gelesen. Der Roman der norwegischen Schriftstellerin Maja Lunde verbindet das Schicksal der Menschen mit dem Schicksal der Bienen. Ein englischer Forscher entwirft im Jahr 1852 einen neuartigen Bienenstock, der eine artgerechte Bienenzucht und Honigproduktion ermöglichen soll. Ein zweiter Erzählstrang springt in die Gegenwart. In Ohio verschwinden im Jahr 2007 plötzlich die Bienen. Sie sterben massenhaft, und das treibt nicht nur Imker, sondern auch Obstbauern in den Ruin. Denn die Bienen sind ja nicht nur nützliche Honigproduzentinnen, sondern sie bestäuben die meisten Obst- und sonstigen Fruchtpflanzen. Der dritte Erzählstrang des Romans malt die düstere Zukunft einer Welt ohne Insekten. In China im Jahr 2098 müssen tausende Arbeiterinnen von Hand Bäume bestäuben, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Die Nahrungsmittelproduktion ist weltweit zusammengebrochen. Die Bestäubung von Obstbäumen durch Menschenhand kann dies nur ansatzweise wettmachen…

Meine Urlaubslektüre hat mich aufmerksam für die Welt der Insekten gemacht.
Mit Sorge nehme ich wahr, dass beim Autofahren übers Land kaum noch Insekten an der Windschutzscheibe kleben. Ich sehe, wie bienenfeindlich die riesigen Felder sind, an denen wir stundenlang vorbeiradeln. Monokulturen statt bunter Felder mit Rainen und wilden Wiesen. Mit Sorge lese ich die Nachrichten über das weltweite Bienensterben und die dramatische Dezimierung fast aller Insektenarten – von Wildbienen bis zu Schmetterlingen und Käfern.

So war das Thema für unser Erntedankfest bald gefunden: „Danke, Biene!“

Denn „die unverdross‘ne Bienenschar“, die Paul Gerhardt schon 1653 in seinem berühmten Sommergesang beschrieb, steht für das Wunder der Schöpfung. Dabei wusste Paul Gerhardt noch nicht halb so viel wie wir über den faszinierenden Superorganismus, den solch ein Bienenvolk darstellt, über die geheimnisvolle Organisation und Kommunikation, mit der diese Geschöpfe leben und arbeiten. Und wir Menschen sind mit ihnen als unseren Mitgeschöpfen vernetzt. „Wenn die Bienen sterben, haben die Menschen höchstens noch 4 Jahre zu leben“, soll Albert Einstein gesagt haben.
Erntedank, der Dank für die Bienen und das Staunen über die Wunder der Schöpfung erinnert uns also an unsere Verantwortung, die Schöpfung zu bewahren…

Thomas Steinbacher

L BDanke, Biene!